Barrierefreiheit in Webprojekten: So können Unternehmen mit UX Ihre Accessibility verbessern

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Software Allianz Blog-Post zu Barrierefreiheit im Web Design – UX

Rund 1,3 Milliarden Menschen (ca.16 % der Weltbevölkerung) leben laut WHO mit Behinderungen. Als Unternehmen wollen wir, dass unsere Produkte für die gesamte Bevölkerung zugänglich sind und genutzt werden. Dies gelingt vor allem mit einer guten Customer Experience, die im besten Fall Empfehlungen und Kundentreue nach sich zieht. Die Bedürfnisse und Herausforderungen zu kennen, denen NutzerInnen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen beim Besuch von Webseiten ausgesetzt sind, ist hierfür essentiell. 

Warum ist Barrierefreiheit für jedes Business wichtig?

Zunächst ist es eine integrative und ethische Entscheidung. Digitale Produkte und Anwendungen sollen für alle NutzerInnen zugänglich sein, unabhängig von ihren Fähigkeiten oder Behinderungen, ebenso wie es auch für Gebäude und andere Bereiche des Lebens gelten sollte. 

Weitere Vorteile sind:

  • Kostenersparnis (Software und Design im Nachgang auf nicht-inklusive Bestandteile zu untersuchen und zu erneuern ist in der Regel wesentlich teurer und riskanter, als barrierefreies Arbeiten von Beginn an mitzudenken)
  • Rechtliche Vorteile (European Accessiblity Act, Regelwerk für die Zugänglichkeit von Software, digitalen Diensten und Hardware, die in der EU verkauft oder genutzt werden)
  • Die Zahl der Menschen mit Behinderungen stellt ein großes Markensegment dar
  • Positive Auswirkung auf Marke und Reputation 
  • Inklusion im Unternehmen zu verankern kann die Moral im gesamten Unternehmen steigern

Wie wird mein Webprojekt barrierefrei? 

Eine entscheidende Rolle spielt hierbei User Experience (UX) Design – hier sind einige Tipps aus unserer Projekterfahrung

  1. Verständnis für NutzerInnen und ihre Bedürfnisse

Der erste Schritt zur Verbesserung der Accessibility besteht darin, die Bedürfnisse der BenutzerInnen zu verstehen. Behinderungen können Menschen auf unterschiedliche Weise beeinträchtigen und, wie zum Beispiel bei einer Augenoperation, temporär oder dauerhaft sein. Ob visuelle, motorische, auditive, sprachliche oder kognitive Behinderungen – jeder soll Teil der digitalen Gesellschaft sein können.

  1. User Research – Es ist wichtig, einen nutzerzentrierten Ansatz für Design und Entwicklung zu wählen und NutzerInnen mit Behinderungen in den Prozess einzubeziehen.

Durch effiziente User Research können die NutzerInnen aktiv in Projekte integriert werden. Dies kann zum Beispiel Interviews, Umfragen oder Beobachtungen von BenutzerInnen mit Behinderungen bei der Nutzung Ihrer Website oder Anwendung umfassen.

  1. Barrierefreies Design bedeutet, Schnittstellen zu schaffen, die für jeden nutzbar und verständlich sind. Dazu gehören unter anderem
  • Das Verwenden einer klaren und einfachen Sprache: Fachsprache und komplizierte Wörter sollten vermieden werden
  • Das Hinterlegen von Alternativtexten für Bilder: Screenreader und andere Hilfstechnologien können Bilder nicht interpretieren. Daher sollte immer ein Alternativtext bereitgestellt werden, der den Inhalt des Bildes beschreibt. Das hat auch SEO-Vorteile.
  • Für Webprojekt die über eine Tastatur zugänglich sind: NutzerInnen mit Mobilitätseinschränkungen können eine Tastatur oder ein anderes Hilfsmittel verwenden, um zu navigieren. Alle interaktiven Elemente sollten allein mit einer Tastatur zugänglich sein.
  • Ein angemessener Farbkontrast: Text ist gut lesbar, wenn ein ausreichender Kontrast zwischen Text- und Hintergrundfarben besteht. 

Mehr über die grundlegenden Konzepte, Strategien und Techniken, die für die Durchführung einer einfachen Research-Phase, mit dem Fokus auf Usability Testing, erforderlich sind im  Webinar “How To Guerilla User Research” zusammengefasst.

  1. Tests und Iterationen

Tests und Iterationen sind entscheidend für die Verbesserung der Barrierefreiheit. Es ist wichtig, dass Website oder Anwendung mit NutzerInnen, mit Behinderungen sowie mit automatisierten Tools getestet werden, um Probleme frühzeitig zu erkennen.

Hier sind mögliche Testmethoden:

  • User Testing: Testet die Website oder Anwendung mit behinderten NutzerInnen, um Accessibility-Probleme zu erkennen und Feedback zur Benutzerfreundlichkeit zu erhalten.
  • Automatisierte Tests: Verwendet Tools für Accessibility-Tests, um Probleme zu identifizieren, die automatisch erkannt werden können, z. B. fehlender Alternativtext oder falscher Farbkontrast. Dafür gibt es hier eine Liste verschiedener Tools (in englischer Sprache)

Wenn in den Tests Accessibility-Probleme identifiziert wurden, sollten diese nach Schweregrad und Auswirkung auf die BenutzerInnen priorisiert und iterativ angegangen werden.

  1. NutzerInnen aktiv helfen

Schließlich ist es wichtig, Ressourcen und Unterstützung für NutzerInnen mit Behinderungen bereitzustellen. Hier sind einige Möglichkeiten, dies zu tun:

  • Bietet einen Helpdesk oder ein Kontaktformular an: Mach es den Nutzern leicht, euch bei Problemen oder Fragen zur Barrierefreiheit zu kontaktieren.
  • Stellt eine Dokumentation / FAQ bereit, in der beschrieben wird, wie die Website oder Anwendung mit unterstützenden Technologien genutzt werden kann.

Eine umfangreiche Checkliste für Barrierefreiheit (in englischer Sprache), gruppiert nach Themen und Erfolgskriterien, sowie Empfehlungen für bewährte Verfahren gibt es hier.

Ein barrierefreies Web ist ein Benefit für Alle

Digitale Produkte und Dienstleistungen schaffen großen Mehrwert für das Leben von NutzerInnen. Die Gestaltung einer Customer Experience, die jede Website und App für alle NutzerInnen erfahrbar und nutzbar macht, ist ein wichtiger Baustein einer inklusiven Gesellschaft.

Über den Autor:

Stephan Pavlovic ist Head of Operations bei der Digitalagentur Railslove in unserem SWA Chapter Köln/Bonn. Railslove bietet ganzheitliche Beratung für IT-Projekte, Mobileapp-Entwicklung, UX Design und hilft Grownups bei Wachstumsschmerzen.




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